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Runder Tisch am Anne-Frank-Berufskolleg zur Ausbildung von Erzieher*innen in Zeiten des Fachkräftemangels

Kürzungen von Betreuungszeiten, Schließungen einzelner Gruppen in Kindertageseinrichtungen im Stadtgebiet, 1700 fehlende Betreuungsplätze für das kommende Kita-Jahr – Der Fachkräftemangel im Erzieher*innen-Beruf ist vollends angekommen in der Stadt Münster und prägt die aktuelle lokalpolitische Diskussion.

Grund genug für das Anne-Frank-Berufskolleg, in diesen herauszufordernden Zeiten auch die Fragen nach der Bedeutung und der Qualität der Ausbildung für diesen Beruf in den Blick zu nehmen. Bei einem „runden Tisch“, zu dem die Amtsleitungen der Stadt Münster, Frau Trockel, Herr Ehling und Herr Huslage, Vertreter der Lokalpolitik (M. Bruns, CDU, J. Bläs, SPD, L. Herbstmann, Grüne), der regionalen Jugendhilfeträger sowie des Jugendamtselternbeirates der Einladung gefolgt waren, begrüßte der Schulleiter Thomas Terhaer im Publikum auch weitere interessierte Trägervertreter*innen sowie Lehrer*innen, Studierende und Schüler*innen.

Ziel der Veranstaltung war es, mögliche Handlungsoptionen zur Erweiterung und Verbesserung der Ausbildungssituation zu entwickeln. Drei relevante Themenbereiche wurden dabei in den Fokus genommen: die Optimierung der Ausbildungskapazitäten, die Begleitung von Auszubildenden mit vielfältigen Lebens-, Berufs- und Bildungsbiografien und die Gewinnung und Wertschätzung potenzieller Fachkräfte.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde die derzeitige Raum- und Ausstattungssituation am Anne-Frank-Berufskolleg vorgestellt. Dabei wurde nicht nur der grundsätzliche Mangel an Räumlichkeiten in der Schule deutlich, sondern besonders das Fehlen von Fachräumen, Beratungsräumen und einer guten technischen Ausstattung, um attraktiv und praxisnah ausbilden zu können.

Von Seiten der Politiker wurde zugestanden, dass die Berufskollegs in Münster in den letzten Jahren im Hinblick auf ihre Ausstattung „stiefmütterlich“ behandelt wurden. Auch Klaus Ehling (Leiter des Amtes für Schule und Weiterbildung) sah die Notwendigkeit die Raumsituation zu verbessern. Langfristig werde die Stadt Münster mit Baumaßnahmen Abhilfe schaffen. Schulleiter Thomas Terhaer schloss diesen Punkt mit einem Appell: „Für uns ist die Unterstützung der Politik auch für kurzfristige Maßnahmen, wie z.B. die Schaffung Beratungsräumen und die Ausstattung von Fachräumen, wichtig.“

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung stellten sich vier Studierende der praxisintegrierten Ausbildung zum/zur Erzieher*in mit ihren jeweiligen Biografien vor. Durch sehr persönliche Einblicke in die Lebenssituationen wurde deutlich, mit welchen Schwierigkeiten - sei es finanzieller Art oder durch die Betreuung eigener Kinder - die angehenden Erzieher*innen zu tun haben, um die Ausbildung zu absolvieren und diesen wichtigen Beruf zu ergreifen. Vor besondere Herausforderungen gestellt sehen sich Studierende mit Migrationshintergrund, die im schulischen Alltag der Ausbildung täglich mit der deutschen Schriftsprache zu kämpfen haben. Es schloss sich eine Diskussion an, in der u.a. regelmäßige Sprachförderangebote für Studierende mit Deutsch als Zweitsprache und auch eine bevorzugte Platzvergabe von KiTa- und OGS-Plätzen für Kinder von Auszubildenden gefordert wurden.

Weiterhin wurde die Gewinnung und Bindung von Fachkräften thematisiert. Deutlich wurde von schulischer Seite, dass es aktuell durchaus gelingt, junge Menschen für den Beruf und die Ausbildung zu motivieren, Wertschätzung und Anerkennung müssen aber gerade auch durch optimale Ausbildungsbedingungen deutlich werden. Hier sehen die Studierenden und Lehrkräfte des Anne-Frank-Berufskollegs erheblichen Handlungsbedarf. Von zentraler Bedeutung für das Halten von ausgebildeten Fachkräften sind gute Rahmenbedingungen der Arbeitgeber*innen, Zeit für die pädagogische Arbeit in Teams oder eine angemessene finanzielle Vergütung. Hier appellierten Trägervertreter*innen an die Politik, die angemessene Bezahlung noch mehr in den Blick zu nehmen.

Für das kommende Ausbildungsjahr stellt sich die Situation am Anne-Frank-Berufskolleg sehr erfreulich dar: Insgesamt können in sechs Klassen zukünftige Fachkräfte ausgebildet werden. Um das zu ermöglichen, sicherten Schulträger und Politiker zu, die Schule bei der Ausstattung der Räume kurzfristig zu unterstützen. In der doppeltqualifizierenden Ausbildung am beruflichen Gymnasium zum*r Erzieher*innen mit allgemeiner Hochschulreife sind noch Plätze frei, sodass man sich für diese Form der Ausbildung noch bewerben kann.

Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Thomas Terhaer für die engagierten Wortbeiträge und stellte die Notwendigkeit heraus, sich in Münster mit den beteiligten Akteuren von Trägern, Politik und Schule noch stärker zu vernetzen.