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Ein Auslandspraktikum in Oslo

Die Floristinnen Alina Hauck und Juliane Titz berichten über ihren Aufenthalt im Rahmen von FLORNET international network.

Unser Aufenthalt führte uns vom 24.02.2019 bis zum 17.03.2019 in die Hauptstadt von Norwegen - Oslo. Die wohl sauberste, aufgeräumteste, modernste  und umweltfreundlichste Stadt in Europa, laut Reiseführer. Dies sollte sich in den nächsten Wochen bestätigen. Von Flughafen Münster/Osnabrück flogen wir zunächst in die bayrische Hochmetropole, München. Ein kleiner Aufenthalt in München und schon ging es weiter unserem Ziel Richtung Norden entgegen. Über der Region Oslo begrüßte uns ein mit Wolken bedeckter Himmel und ließ unsere Spannung weiter steigen. Nur teilweise konnten wir einen Blick auf die verschneite ‚Landmarka‘ erhaschen. Mit der Ankunft am internationalen Flughafen in Oslo war unser Ziel aber noch nicht erreicht. Der Flytoget Airport Express brachte uns zu unserem 50 km weit entfernten Ziel, dem Hauptbahnhof in Oslo.  Schon im ersten Augenblick, als wir mit unserem Gepäck in der Haupthalle des Bahnhofs standen und unsere Blicke durch die Halle wanderten, kamen wir mit dem Großstadtfeeling in Kontakt.

Im pinken Trenchcoat und schicken Sneakers wartete bereits unsere Gastmutter auf uns. Mit einer herzlichen Umarmung und einem „Hei!“ (deutsch: „Hallo“) wurden wir empfangen und schon ging es nach einem redseligen Austausch über unsere Anreise ab in ein Taxi durch die City zu unseren Appartements. Schon der Bahnhofsplatz präsentiert sich nicht mitteleuropäisch-schmuddelig, sondern norwegisch-modern-sauber. Alle Zweckbauten sind mit Glas und Kunst so ästhetisch aufgewertet, wie der Boden sauber gefegt ist.

Zunächst fuhren wir in das Stadtviertel Grünerlokka, dass sich als schickes, trendiges und junges Viertel Oslos herausstellte. Dort wohnte ich zusammen mit einem jungen Paar in einer Altbauwohnung. Beide Norweger waren über aus gastfreundlich, zuvorkommend und sympathisch. Schnell hatte sich durch den abendlichen Austausch über den Tag eine Freundschaft geschlossen. Juliane wohnte in einem stylischen, modernen Hotel im Stadtviertel Homansboyen. Wie sich herausstellte hatten beide Appartements eine sehr gute Zug und Busverbindung zu unserem Floristikfachgeschäft „Kreativ Flora“ im Herzen der Stadt. Am ersten Tag zeigte uns unsere Gastmutter die Stadt und die besten Zug-, Bus- und U-Bahn Verbindungen in Oslo. Nun konnte unsere Entdeckungsreise beginnen.

An unserem ersten Arbeitstag wurden wir vom Geschäftsführer mit einem „Herzlich Willkommen“ und einer dicken Umarmung begrüßt. Wir fühlten uns herzlich aufgenommen und nach dem ersten gemeinsamen Schokoladenschmaus, den wir aus Deutschland mitgebracht hatten, ging es gleich ans Werk. Norweger lieben deutsche Schokolade.  Das Team  „ Kreativ Flora“ ist international, das machte die Verständigung um einiges leichter, da Gespräche im Team oder  mit den Kunden meistens auf Englisch stattgefunden haben. Die Floristik in Oslo ist aufgrund der hohen Warenpreise reduzierter als in Deutschland. Zudem wird in Norwegen verstärkt auf die Arbeit mit umweltschonenden Werkstoffen  und die Wiederverarbeitung von Werkstoffen und Hilfsmitteln geachtet. Aber nicht nur die unterschiedlichen Arbeitstechniken fielen uns auf, sondern auch, dass in einem Floristikfachgeschäft, das im Herzen einer Großstadt liegt, andere Schwerpunkte herrschen, als in einem ländlicheren, großen Betrieb. Bereits in Deutschland lernen wir immer wieder Unterschiede in unserer Klasse kennen, aber in einem noch fremden Land stellte sich dies als eine besondere , aber aufregende und schöne Herausforderung dar.

Zu unseren täglichen Aufgaben gehörte es auch, Blumenarrangements für moderne und stylische Restaurants und Büroräume zu entwickeln, zu planen, zu erstellen und diese den Kunden zu liefern. Wir lernten somit unterschiedliche Kundentypen in Norwegen kennen.

Es stellte sich während unseres Aufenthalts heraus, dass der Inhaber des Geschäfts ein nicht allzu unbekannter Florist in Norwegen ist. Zu seinen Kundenkreis zählt auch das königliche Haus Norwegens und es war nicht unüblich, dass auf einmal mitten am Tag eine Hofdame der Königin auf einem Stuhl mit einem Kaffee in der Hand haltend mitten im Geschäft saß und sich über den neusten Nachrichten austauschte. Dies kam in den drei Wochen nicht selten vor. Hofdamen, persönliche Stylisten und Köche des Königshauses statteten dem Floristikfachgeschäft einen Besuch ab. Dies stellte sich aber nur so nebenbei heraus. Dazu kommen wir zu einer Eigenschaft der Norweger. Sie sind bescheiden, bodenständig, strahlen eine innere Ruhe aus, sind gastfreundlich und freuen sich sehr, wenn Fremde ihren Stolz für das Land erkennen und mit Ihnen teilen.

Die Großstadt liegt mitten an einem Fjord, umgeben von Bergen. Sie verbindet pulsierende Atmosphäre, stylische Szeneviertel, aber auch spannende Ruhe in den tiefen Wäldern der ‚Nordmarka‘ direkt am Stadtrand. Früh am Morgen lohnt es sich, ein örtliches Kaffee aufzusuchen und mit einem Kaffee in der Hand in die Stadt Mitte zu spazieren. Oft streiften wir auch noch nach unserem Feierabend durch die verschiedenen Viertel der Stadt und entdeckten viele kleine verwinkelte Gassen mit modernen Restaurants. An unseren arbeitsfreien Wochenenden zogen wir früh los, um möglichst viel zu erkunden. In Oslo gibt es eine riesige Auswahl an unzähligen Museen, das Nobel Price Centre, Parks und das moderne Hafenviertel mit der neuen Oper.

Desweiteren sind Norweger bekannt für ihre Verbundenheit zur Natur, daher wird in Norwegen auch viel Wert darauf gelegt, sie zu schützen. Bereits bei unserer Ankunft und im Alltag kam es nicht selten vor, dass eine Horde von Skiern und Snowboardern unseren Weg streiften, um zu den naheliegenden Skigebieten zu gelangen. Dies machte uns natürlich neugierig und wir fuhren mit der S-Bahn zu dem bekanntesten Skigebiet in Oslo, dass uns  einen fantastischen Blick auf Oslos Fjord erhaschen ließ und uns ein Skifestival der Weltklasse bot. Aber nicht nur der Skisport beeindruckte, sondern auch eine Fjordtour mit einem historischen Schiff über Oslos Fjord zu den unzähligen verträumten Inseln. Die Erkundung der Halbinsel Boydog ließ uns nochmal einen anderen ländlicheren Blick auf die Insel erhaschen. Im Gegensatz dazu steht das Herz der Stadt, das mit seiner Verbindung zwischen historischen und modernen Bauten punkten konnte. An den Wochenenden strömen Einheimische und Touristen durch die Stadt und statten allen angesagten Modeboutiquen, den immer mehr kommenden Secondhandländen, Restaurants, Foodtruckhallen und Cafés einen Besuch ab. Die meisten neuen Trends, sei es in der Mode, dem Lifestyle und der Architektur werden zuerst hier in den Straßen Oslos gesetzt. So haben wir bei der Erkundung der Stadt viele unterschiedliche Stadtviertel kennen gelernt.

In diesen drei Wochen durften wir so viel in Oslo erleben, dass all diese Erlebnisse nicht in zwei Seiten zusammenfassbar sind. Deswegen können wir nur jeden, der diesen Bericht liest, dazu ermutigen: „Nutzt die Chance an einem Auslandspraktikum teilzunehmen! Ihr werdet viele neue unvergessliche Erfahrungen sammeln, internationale Freundschaften schließen, und eure interkulturellen Kompetenzen verbessern!“